16. Juli 2010 Winterbach Schulgelände Lehenbachhalle

Zwischen Auftritten bei den Jazz Festivals in Montreux und Gent und in Städten wie Bonn, München und Hamburg kam Joe Bonamassa zu einem Open Air Konzert in das kleine schwäbische Winterbach. Scheinbar ist ihm das letztjährige Konzert mit Steve Winwood, ebenso wie uns, in guter Erinnerung geblieben. Mitten in einem Wohngebiet auf dem Pausenhof der Lehenbachschule fand das Open-Air Konzert statt. Ungefähr eine Stunde vor Konzertbeginn,

kurz nach 18:00 Uhr trafen wir auf dem Gelände ein. Es war ein sehr heißer Tag und die Sonne brannte noch auf den Schulhof. Wir suchten erst einmal einen schattigen Platz und holten uns etwas zu trinken, ebenso wie die meisten anderen Besucher, die sich schon auf dem Gelände befanden. 15 Minuten vor Konzertbeginn

konnten wir uns dann noch recht nah vor der Bühne positionieren und hatten einen guten Blick darauf.
Pünktlich wurde dann The Brew als eine Band im Stil von Cream und Taste im modernen Sound, die es richtig Krachen läßt, angekündigt. Das war auch nicht zuviel versprochen.

Jason Barwick, Gitarrist und Sänger der Brew

Ganz im Stil dieser Bands war ihr Repertoire und ihr Auftreten. Besonders durch den Gitarristen und Sänger Jason Barwick fühlte man sich durch Kleidung und Habitus in die 60er und 70er Jahre zurück versetzt. Zudem erinnerte er auch im Aussehen an einen jungen, glatt- gebügelten Mick Jagger. Aber vor allem ist ein wirklich toller Gitarrist, der im Mittelpunkt der Band steht und sein

Publikum durch sein Spiel mitreissen kann. Eine Einlage mit einem Teil aus Led Zeppelins 'Dazed and Confused', wobei er die Gitarre in einer perfekten Art und Weise mit einem Geigenbogen wie Jimmy Page malträtiert, sieht man nicht sehr oft. Für den Rhytmus sorgten der Bassist Tim Smith und am Schlagzeug sein Sohn Kurtis. Die Band war als Einheizer wirklich eine gute Wahl und konnte voll überzeugen. Übrigens hatte die Band schon einen Rockpalastauftritt, den man im Rockpalastarchiv ansehen kann. Bis kurz vor acht hat ihr Konzert gedauert, danach wurde für Joe Bonamassa umgebaut.

Joe mit der goldenen Gibson Les Paul, Model Joe Bonamassa

Der Umbau war gerade abgeschlossen, da tauchte Bonamassa schon am Bühnenrand auf. Wie schon im letzten Jahr, als er früher als angekündigt auf die Bühne trat und die eigentlicht geplante Begrüßung des Veranstalters später nachgeholt werden mußte wurde, konnte er seinen Auftritt kaum abwarten. Sobald das eingespielte Musikstück endete, erklangen auch schon die ersten langezogenen Gitarrentöne von 'Django' und Joe

Bonamassa betrat die Bühne. Nach ein paar Takten waren auch der Bassist Carmin Rojas, Keyboarder Rick Melick und Schlagzeuger Bogie Bowles auf ihren Plätzen und fließend folgte der eigentliche Eröffnungssong 'The Ballad Of John Henry'. Ein Dampfhammerstück, das dem Publikum richtig einheizt, als hätten wir noch nicht genug geschwitzt. Danach spielten sie das ruhige 'Last Kiss' und den schöne langsamen Blues 'So Many Roads'. Obwohl es eigentlich keine nur langsamen Songs gibt. Bonamassa bringt immer eine ungeheure Dynamik in die Songs ein, mit Steigerungen auf eine unglaubliche Spitze mit anschließendem Decrescendo bis hin zum Pianissimo, bevor der Song wieder Fahrt aufnimmt.

Joe Bonamassa

Ein Lied folgte dem anderen ohne Unterbrechung, bis er nach dem 6. Lied, dem altbekannten 'If Heartaches Where Nickles' eine Pause machte um das Publikum zu begrüßen. Er sei ihm eine Ehre nach letztem Jahr, wieder eingeladen worden zu sein und freue sich in dieser 'lovely little town' vor diesem tollen Publikum spielen zu dürfen. Danach folgten weitere 8 Stücke hintereinander ohne große Pausen bis zum vorläufigen Ende.

Die einzigsten kurzen Unterbrechungen gab es immer nur beim Gitarrentausch. Und Joe Bonamassa tauscht oft seine Gitarren. 9 Verschiedene Modelle hat er in jedem Fall gespielt, vieleicht waren es auch 11. Als Zugabe gab es leider nur noch Leonard Cohens 'Bird On A Wire" und 'Just Got Paid'. Da waren dann fast 2 Stunden Konzert viel zu schnell vorbei. Höhepunkte gab es durch das geniale Gitarrenspiel eigentlich beim jedem der Songs, aber herausragend

Woke Up Dreaming

Dazed And Confused

sind bei einem Bonamassa-Konzert eigentlich immer das emotionalste Stück 'Sloe Gin', 'Woke Up Dreaming' der grandiose 10 Minuten-Song auf der Akustikgitarre ohne weitere Bandbegleitung und die geniale, elektrisierende Interpretation vom ZZ Top-Song 'Just Got Paid in dem er zusätzlich auch Fragmente von Led Zeppelins 'Dazed and Confused' mit einbaut, wobei er, wie auch bei 'John Henry', das Theremin, ein Instrument spielt, dass nur sehr selten auf der Bühne eingesetzt wird. Ich weiß nicht wie lange er dieses Lied als letztes gespielt hat; 12, 15 oder 20 Minuten? Aber in jedem Fall zu kurz. Überhaupt ist es erstaunlich, wie abwechslungsreich seine Songs und natürlich sein Gitarrenspiel ist. Er zelebriert jedes Lied mit dem richtigen Feeling, seine Soli entwickeln sich einfach

passend dazu, treiben den Song voran und dienen nie der bloßen Selbstdarstellung. Kaum hat man fasziniert ein Solo gehört und meint besser gehts nicht, kann Bonamassa das Niveau noch einmal steigern und das Publikum mitreissen. Er spielt nicht Gitarre, er lebt Gitarre.

Ende eines tollen Konzertes Setliste

Dazu gehören natürlich auch die typischen Posen eines Rockgitarristen, die er ebenso selbstverständlich, ohne Peinlichkeit, darbietet. Der Umfang seiner Stimme mag vielleicht etwas beschränkt sein, passt aber genau zu seinen Songs. Ein typischer Blues-Rock Sänger. Die aktuelle Begleitband ist seit mehreren Jahren in unveränderter Besetzung mit auf Tour. Ein eingespieltes Team, dass perfekt harmoniert. Es war ein besonderes Konzert, mit vielen Höhenpunkten, dass wie im Fluge verging. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir bestimmt wieder dabei sein.